Soll auf meiner Hochzeit mit Stativ fotografiert werden?
Sieht man irgendwo einen Fotograf mit Stativ arbeiten, beschleicht einen sofort ein Gefühl von Ehrfurcht und Bewunderung, kennst du das?
Kamerastative sehen einfach “total professionell” aus. Und früher wurde kaum ohne Stativ fotografiert.
Wie kommt es also, dass heutzutage Stative so eine seltene Erscheinung geworden sind?
Gerade für Hochzeitsfotos wird dieses stabile Hilfsmittel nur noch sehr selten verwendet.
Lasst uns einen kurzen Blick in die Vergangenheit werfen und dann überlegen, was sich heutzutage verändert hat!
Frühere Gründe für die Verwendung eines Kamera-Stativs
Folgende Gründe haben in den Anfängen der Fotografie dazu geführt, dass mit Stativ fotografiert wurde:
- Kameras waren sehr groß und schwer. Es war nicht praktisch, sie über längere Zeit in der Hand zu halten.
- Kameras waren nicht sehr lichtempfindlich, weshalb man mit langer Verschlusszeit fotografiert werden musste.
Das Bild wurde also zum Beispiel eine Sekunde lang gemacht. Alles, was in der Sekunde passiert ist wurde auf dem Foto aufgenommen.
Und hat sich die Kamera bewegt, wurde das Bild verwackelt. Ein Stativ kann das verhindern.
Beide Gründe sind heute kaum noch aktuell.
Kameras sind vor allem im Vergleich zu früher extrem klein, leicht und lichtempfindlich geworden.
Auch die Objektive wurden immer besser und Lichtstärker, so dass das Verwackeln mittlerweile kaum noch ein Problem ist. -Wenn man weiß, wie man die Kamera einstellen muss!
Und selbst wenn es so dunkel ist, dass die Bilder verwackelt werden hilft ein Stativ für Hochzeitsfotos nicht.
Befestigt man die Kamera am Stativ, bewegt sich zwar die Kamera nicht mehr, aber Menschen bewegen sich immer und werden dann auf dem Foto verwischt aussehen.
So (mit Kamera auf dem Stativ und langer Belichtungszeit) kann man übrigens spannende Effekte hervor rufen:
Sicher kennt ihr Fotos, auf denen alles scharf ist, nur die Menschen im Bild sind verwischt, oder Bilder von Autobahnen, auf denen alles scharf ist, nur die Autos sind lediglich als Lichtstreifen zu erkennen.
Auf dem Foto links habe ich die Belichtungszeit so lange gewählt, dass in der Zeit mehrere Autos durch die Straßen im Vordergrund gefahren sind, so sind die Straßen besonders beleuchtet.
Auf dem rechten Foto sind die Wolken weiter gezogen, während das Bild aufgenommen wurde. Dadurch sind sie verwischt:
Pro und Kontra speziell für Hochzeitsfotos
Obwohl die beiden Hauptgründe, ein Stativ zu verwenden, heute nicht mehr existieren, gibt es trotzdem Argumente für den Einsatz von Stativen für die Kamera.
- Manche besonderen Fotos beziehungsweise Effekte können nur unter Zuhilfenahme eines Stativs erreicht werden. Ein Beispiel habe ich oben schon gegeben.
Aber auch ausgefeilte HDR-Fotografie oder große Panoramas sind ohne Stativ kaum machbar. Und gerade bei Landschafts- oder Architekturfotos möchte man gezielt lange Belichtungszeiten haben um Dynamik im Bild zu erzeugen, weil sich Bäume bewegen, oder z.B. um das Wasser eines Wasserfalls verwischen zu lassen. - Auch im Bereich Landschaftsfotografie, Architektur und teilweise sogar Porträtfotografie setzt man das Stativ bewusst ein, um langsamer zu werden. Das macht keinen Sinn?
Doch, denn wer Dinge langsam tut, kann sie umso bewusster und perfekter tun.
Wenn du am Wegesrand eine schöne Blume siehst, kannst du davon schnell ein Foto machen und weiter gehen.
Deutlich besser wird das Foto meistens, wenn du dir etwas Zeit nimmst um verschiedene Blickwinkel und Perspektiven auszuprobieren. (Siehe auch das SUBA-Prinzip)
Das passiert mit einem Stativ fast automatisch.
Auf diesen Fotos habe ich absichtlich das Wasser bzw. das Feuerwerk “verwischen” lassen, indem ich eine lange Belichtungszeit gewählt habe.
Natürlich musste ich dabei ein Stativ verwenden:
Die beiden Hauptnachteile, die allgemein dagegen sprechen, mit Stativ zu fotografieren, liegen auf der Hand:
- Wir haben es eben schon gesehen – es macht das fotografieren langsam. Und das wird auf einer Hochzeit an vielen Stellen schwierig.
Meiner Meinung nach kann es lediglich beim Porträtshooting mit dem Brautpaar interessant sein, mithilfe des Stativs besondere Bildeffekte zu erzeugen.
Eine weitere Ausnahme sind später am Abend Bilder von Feuerspuckern oder Feuerwerk, wo man durch lange Belichtungszeiten die Bewegung des Feuers zeigen möchte. - Ein Stativ hat eine gewisse Größe und ein Gewicht. Je stabiler es sein soll, desto höher wird das Gewicht und auch die Größe nimmt zu.
Man sollte also überlegen, wo man das Stativ einsetzen möchte. Bei der Bergwanderung oder bei der Trauung in der Kirche würde ich es wirklich sehr unpraktisch finden, das Teil mit herum zu schleppen.
Wenn man jedoch Platz, Zeit und eventuell ein paar Helfer hat, ist es schon eher Möglich diesen Ausrüstungsgegenstand mit zum Einsatz (wo auch immer) zu nehmen.
Hier seht ihr ein paar Beispiele von einer Hochzeit bei Heidelberg. Die Belichtungszeit war lang um die Feuerspuren zu zeigen, aber bei den Bildern links und rechts
habe ich zusätzlich geblitzt um die Personen im Vordergrund scharf und nicht verwackelt zu haben:
Besitzt du ein Fotstativ?
Wofür hast du es benutzt?
Ich freue mich auf deinen Kommentar!