Okay, schon wieder so eine reißerische Überschrift.
Aber fernab von allen subjektiven Geschmacksfragen:
Es hat viele überraschende Vorteile, beim Fotoshooting mit dem Brautpaar einen Blitz einzusetzen.
In den letzten Blog-Einträgen habe ich euch über Mittel der Blickführung und Kontrast-Arten in Fotos berichtet.
All das sind etwas theoretische aber sehr kraftvolle Möglichkeiten, Bilder interessant und ausdrucksstark zu machen.
Es gibt viele verschiedene Arten, Farben, Intensitäten und Richtungen von Licht.
Ob man nun darüber Bescheid weiß, oder nicht – diese Faktoren haben einen riesigen Einfluss auf das fertige Foto.
Mit einem Blitz hat man in der Hinsicht viel mehr gestalterische Möglichkeiten, weil man nicht nach geeignetem Licht suchen muss.
Man kann sich einfach selbst die gewünschte Lichtstimmung zaubern.
Ich zeige euch das hier anhand von ein paar Beispielen.
(Hier ein Assistent, der stolz den Blitz hält:)
Helligkeitsunterschiede ausgleichen und Aufmerksamkeit lenken
Lasst uns einfach mal anschauen, wie ich einen Blitz praktisch einsetzen würde.
Dafür zeige ich euch ein Bild von einem Engagement Shooting mit Janusz und Elisa.
Die beiden werden uns für den Eintrag als Models dienen.
Ich habe Ihnen gesagt, sie sollen ganz normal gucken und gar nicht auf mich achten, während ich die Beispielfotos mache.
So sieht ein Foto aus, wie die Kamera im Automatik-Modus es aufnehmen würde.
Wie man sieht ist der Himmel sehr weiß und der Rest so dunkel, dass man kaum etwas erkennen kann.
Ich möchte, dass man sowohl das Innere der Location erkennen kann, als auch die Natur außerhalb.
Deshalb stelle ich die Kamera manuell so ein, dass die hellere Natur korrekt abgebildet wird.
Natürlich ist jetzt der Innenbereich und vor allem unsere Models so dunkel, dass man fast nichts mehr erkennt.
Für Spielereien mit Silhouetten oder Konturen ist das ganz witzig, aber ich möchte hier, dass man beides klar sieht.
Also helle ich einfach die dunklen Bereiche mit dem Blitz auf!
Hier ist das Ergebnis. Links im Bild ist der Blitz zu sehe:
Einsatz: Höhe des Blitzes
Je stärker der Blitz eingesetzt wird, desto stärker sieht man auch die Schatten, die er erzeugt. Ist ja klar.
Man kann das immer gut an der Nase und am Hals erkennen.
An der Nase sieht man auch, wie hoch über dem Boden der Blitz für das Foto platziert war.
Wenn der Blitz als Hauptlichtquelle benutzt wird, die starke Schatten wirft, muss man sich deshalb besonders genau überlegen, in welcher Höhe er blitzen soll.
Wir sind normalerweise die Lichtwirkung der Sonne gewohnt, die ja von oben scheint und an der Nase einen Schatten nach unten Richtung Mund erzeugt.
Deshalb ist es generell eine gute Idee, den Blitz auf eine Höhe oberhalb vom Kopf des Models einzustellen.
Hier seht ihr mal als Beispiel den Blitz 1. tiefer als der Kopf, 2. genau auf einer Höhe mit dem Kopf und 3. höher als der Kopf.
Nummer drei sieht am natürlichsten aus, oder?
Einsatz: Richtung des Blitzes
Genauso, wie man die Höhe des Blitzes einstellen kann, kann man den Blitz natürlich auch seitlich zu den Models verschieben.
Wenn das Licht genau von vorne kommt, erzeugt es wenig Schatten, die für die Kamera sichtbar wären, dadurch fehlt es dem Bild etwas an Definition.
Fällt man auf der anderen Seite vom Pferd und stellt den Blitz zu weit seitlich auf, sind für die Kamera zu viele Schatten sichtbar und es wird sehr mysteriös, fast schon wie bei Aktfotos.
Also eher nicht das, was man von Hochzeitsfotos erwartet. ;-)
Sinnvoll ist es also, den Blitz irgendwo dazwischen zu platzieren.
Noch mehr ins Detail gehen kann man dabei beim Gesicht des Models.
Je mehr Schatten auf dem Gesicht sichtbar ist, desto schlanker und femininer wirkt das Gesicht.
Je direkter das Licht auf das Gesicht trifft, desto maskuliner sieht es aus. (vereinfacht gesagt).
Bei diesem Beispiel habe ich es so gemacht, wie bei fast allen meinen Hochzeitsfotos:
Die Braut bekommt das seitliche, feminine Licht und der Bräutigam wird direkt ins Gesicht geblitzt, damit es maskulin aussieht, haha. :-)
Einsatz: Lichtformer (Blitzaufsätze)
Der Blitz an sich gibt Licht ab wie eine normale Glühbirne. Das heißt, das Licht strahlt in alle Richtungen und entspringt einem ziemlich kleinen Punkt.
Um die Lichtcharakteristik auf die Vorstellungen anzupassen, gibt es daher aufsteckbare Vorsätze, sogenannte Lichtformer.
Die meisten Lichtformer schirmen das Licht so zu den Seiten ab, dass es schonmal nur in eine gezielte Richtung abgestrahlt wird.
Außerdem wird oft die “leuchtende Fläche” vergrößert.
Wenn ihr euch vorstellt, ihr habt eine einfache Glühbirne und haltet in zwei Metern Abstand ein weißes Bettlaken davor, wird praktisch das ganze Bettlaken zu einer leuchtenden Fläche, also zu einer Lichtquelle.
Je größer die Lichtquelle ist, desto “weicher” wirkt das Licht, Konturen und Falten bei Menschen werden abgeschwächt.
Bis zu einem Gewissen Grad sieht das gut aus, aber wenn man es übertreibt, verlieren der Körper und das Gesicht jede Plastizität oder 3D-Wirkung, die Für Fotos ja schon irgendwie wichtig ist. :-)
Ich verwende deswegen meistens ein sogenanntes Beauty-Dish – einen Aufsatz, der aussieht wie eine große Schüssel und der von der Lichtcharakteristik einen Mittelweg darstellt, der mir perfekt gefällt:
Das Licht ist sehr definiert, so dass Farben, Kontraste und die 3D-Wirkung stark heraus kommen.
Aber es kommt nicht von einer ganz kleinen Lichtquelle, so dass es nicht zu “hart” aussieht.
Wichtig zu wissen: Je weiter die Lichtquelle vom Model entfernt ist, desto kleiner wirkt sie von der Beleuchtung her.
Die Sonne ist ja auch unglaublich riesig, aber weil sie so weit weg ist, wirkt sie für uns wie ein kleiner Punkt, der starke Schatten mit scharfen Konturen hervor ruft.
Einsatz: Lichtfarbe
Damals, als die Energiesparlampen eingeführt wurden, haben viele sich über das kühle, bläuliche Licht geärgert.
Und auch heutige LED-Lampen kann man z.B. in Kaltweiß oder Warmweiß oder mit verschiedenen “Farbtemperaturen” kaufen.
Auch das Tageslicht ist verschiedenfarbig. Eher bläulich und kühl, wenn der Himmel bewölkt ist und eher warm und rötlich, wenn die Sonne unter geht.
Das ist übrigens auch einer der Gründe, warum Fotografen so gerne im Sonnenuntergang arbeiten.
Wenn man nun einen Blitz als weitere Lichtquelle hinzu fügt, sieht es oft am besten aus, wenn Blitz und Tageslicht die selbe Lichtfarbe haben.
Dafür gibt es Farbfolien, die man vor den Blitz hält. So kann man das “neutrale” Licht des Blitzes beispielsweise etwas wärmer/oranger machen, wenn man im Sonnenuntergang fotografiert.
Alternativ kann man auch die Farbtemperatur für bestimmte Bildbereiche hinterher am Computer verändern und so aufeinander abstimmen.
Hier seht ihr ein Beispiel aus einem anderen Engagement-Shooting: vorher/nachher
Einsatz: Leistung des Blitzes / Entfernung
Der Blitz den ich verwende ist extrem Leistungsstark.
Man kann damit die Personen so hell anblitzen, dass das pralle Sonnenlicht dagegen wie Abendstimmung aussieht.
Natürlich kann man auch mit kleineren Blitzen schon viel machen, aber gerade in der Mittagssonne kommt man dann schnell an die Grenzen.
Die eigentliche Blitzleistung, die für ein Foto abgegeben wird, kann ich in ganz kleinen Schritten regeln und auf die Situation abstimmen.
Ach die Entfernung zwischen Blitz und Model spielt eine große Rolle.
Deshalb sollte immer darauf geachtet werden, dass der Abstand ungefähr gleich bleibt.
Ändert man die Entfernung des Blitzes nur ein wenig, ist gleich das Bild zu hell oder zu dunkel.
Erfahrungen und Fazit
Mich haben die vielen Möglichkeiten, die man durch Blitze hat, schon früh in meiner “Laufbahn” fasziniert.
Je besser ich die Technik beherrscht und die Prinzipien verstanden hatte, desto öfter war ich mit der Leistung und Flexibilität von kleinen Blitzen unzufrieden.
Ich habe mir also einen starken Akku-Studioblitz von einem günstigen Hersteller gekauft und eine Zeit lang damit fotografiert.
Leider war das Teil nicht so zuverlässig, wie es für Hochzeitsn nötig ist:
Die Helligkeit war teilweise unterschiedlich und genauso auch die Farbe des Lichtes, mal eher bläulich, mal eher gelblich.
Außerdem hat die Bedienung per Funkverbindung zur Kamera oft nicht funktioniert.
Nach viel Recherche bin ich dann zu meinem jetzigen Blitz von der relativ jungen Firma Priolite gekommen.
Der Blitz hat Leistung ohne Ende, ist super zuverlässig und war so richtig teuer… :-D
Aber die Investition hat sich gelohnt.
Schließlich prägt dieser Blitz zu einem sehr großen Anteil den spektakulären Look meiner Hochzeitsfotos!
Weil der Blitz groß und schwer ist, montiere ich ihn immer auf ein Stativ oder habe einen Assistentin (w/m) dabei, der/die das ganze trägt und bedient.
Aus dem Grund setze ich den Blitz auch nur für das Shooting selbst und für Gruppenfotos ein und habe ihn ansonsten den Tag über im Kofferraum.
Jetzt lass mal hören!
Hast du schon ein paar Erfahrungen mit Blitzen gesammelt?
Wie waren deine Ergebnisse?
Hast du vielleicht Fragen, die ich dir beantworten kann?
Hinterlass mir einen Kommentar oder schreib mir eine E-Mail! :-)